Ottomar

Ottomar Stahlschmidt aus Unterperfuss bei Innsbruck betreibt dreissig Jahre lang (1935 – 1965) Familienforschung. Er stammt, wie die britischen und dänischen Stahlschmidts von Georg Friedrich Casimir ab. Sein am 11.9.1841 in Sandersleben geborener Grossvater Karl Martin Lorenz Stahlschmidt heiratet am 31.8.1869 in der Thomaskirche zu Leipzig Anna Frankl, die bereits drei Jahre nach der Eheschliessung am 7.9.1872 stirbt. Am  2.2.1874 nimmt Lorenz Louise Friederike Dorothea Bollmann zur Frau, mit der er nach Prag zieht und die ihm neun Kinder schenkt, darunter Ottomars Vater, den am 2.6.1879 geborenen zweitältesten Sohn und den am Schluss dieses Kapitels erwähnten Amerika-Auswanderer Oskar Andreas.

Lorenz ist Buchhändler von Beruf und arbeitet in Prag für den 1719 gegründeten britischen Bibelverein, der die Bibel in 700 Sprachen und Dialekte übersetzt und über 550 Millionen Bibelexemplare vertrieben hat.

Ottomar schreibt an seine Verwandten in Grossbritannien, dass die Nachkommen von Johann Wilhelm Friedrich Viktor Stahlschmidt in Dänemark und Brasilien von einer mündlichen Familienüberlieferung berichten, derzufolge ein französischer Adeliger namens “Du Roy” bzw. “Du Saint Roy” mit Kreuzritter-Vorfahren (der Namenszusatz Saint gilt als Hinweis auf französische Kreuzritter) aus politischen, nicht religiösen Gründen nach Deutschland einwandert. In Deutschland wird aus dem französischen “du Roy” “von König” bzw. “König”. Zwei Söhne der Familie kämpfen wegen eines jungen Mädchens gegeneinander, wobei einer der  Brüder den Tod findet. Der überlebende heiratet in eine Stahlschmiedefamilie und übernimmt den Berufs- als Familiennamen.

Ottomar beschäftigt sich bei seinen Forschungen intensiv mit seinem Familienwappen, das neben anderen Vorlagen für die Anfertigung des aktuellen Stahlschmidt-Wappens (siehe Startseite) dient. Sein Wappen zeigt einen Schmied auf einem Amboss, der als Berufs- und Kreuzritter-Zeichen einen Hammer und ein Kreuz in der Hand hält. Bei der Form des Wappens handelt es sich um ein sogenanntes Renaissance-Wappen, das zwischen 1420 und 1520 gebräuchlich ist. 1964 findet Ottomar im Rietstap-Wappenbuch ungefähr 50 ” Roy, Le Roy und De Roy Wappen”, aber nur ein einziges “Du Roy Wappen”, und zwar dasjenige der Familie “Du Roy de Blicquy”.

Gerade zu dieser Zeit finden in Innsbruck die olympischen Winterspiele statt, und unter den belgischen Teilnehmern befindet sich eine junge Dame mit Namen Patricia du Roy de Blicquy. Ottomar erhält ihre Adresse vom Organisationskomitee und schreibt an ihren Vater, den Baron Roland du Roy de Blicquy in Brüssel. Der Baron antwortet, dass er seine Familiengeschichte bis ins 11. Jahrhundert zurückverfolgen kann, dass seine Vorfahren Kreuzritter gewesen sind und dass die Familie sogar noch eine Kreuzritterrüstung besitzt. Mehr Informationen erhält Ottomar jedoch nicht, was er auf seine nicht adelige Herkunft zurückführt.

Ottomar stirbt 1989 ohne die Legende über die Abstammung seiner Vorfahren beweisen zu können.

Ottomars am 7.11.1885 in Prag geborener Onkel Oskar Andreas Stahlschmidt wandert 1909 nach Texas aus und lebt 1910 im Hause von Reagon Houston und seiner Familie zusammen mit 12 weiteren Beschäftigten am Justice Precinct 4 in Kendall,wo Viehzucht zur damaligen Zeit der  Haupterwerbszweig ist.

Dort in Kendall heiratet Oskar am 15. November 1911 die deutsche Einwanderin Magdalena Wollschläger, die bei der Hochzeit 21 Jahre alt ist und vorher im Haushalt desGeorge W. Page , seiner Frau und drei Kindern in  Alpine, Brewster, Texas, gearbeitet hat. Dem Paar werden zwischen 1912 und 1921 in Kendall und Bandera sechs Kinder geboren. Gemäss Oskars Enkel Ed verlässt der Grossvater seine Frau und die kleinen Kinder elf Jahre nach der Heirat, um als “Kurpfuscher” von Ort zu Ort zu ziehen. Er soll durch einen Schlangenbiss zu Tode gekommen sein, ohne dass nähere Umstände bekannt wären.