Testamente

eben dem im Kapitel “Johann Georg” erwähnten Testament seiner Tochter Sophia Stahlschmidt, nachstehend dasjenige der “Witwe Kohlenhändler Carl Wilhelm Stahlschmidt” vom 27. August 1886. Es handelt sich bei ihr um die am 5.1.1808 in Eiringhausen geborenen Catharina Maria Elisabeth Schulte, die mütterlicherseits dem bekannten Plettenberger Schmiedegeschlecht Dullheuer angehört. Sie ist auch die Mutter von Auguste, deren Tagebuch im vorangegangen Abschnitt behandelt wird.

Der am 3. März 1886 verstorbene Carl Wilhelm Stahlschmidt ist ein Urenkel des o.g. Johann Georg Stahlschmidt. Seine Witwe Maria Catharina stirbt am 30. August 1886, im selben Jahr wie ihr Mann und nur drei Tage nach Aufsetzen des Testaments, im Alter von 78 Jahren.

testament

Testament
Stahlschmidt
za 1886
Verkündet:
Plettenberg, den 25. Oktober 1886
Königliches Amtsgericht
gez. Hiddemann

Abschrift:
Verhandelt zu Plettenberg in der Behausung der Witwe Kohlenhändler Carl Wilhelm Stahlschmidt am 27ten August 1886.

Auf den Antrag des Anstreichers Wilhelm Carl Wengenroth von hier hatte der unterzeichnete Amtswalter und der durch Verfügung vom heutigen Tage zum Protokollführer ernannten Aktuar Schaik sich in die oben bezeichnete Wohnung begeben, und trafen daselbst die Wittwe Kohlenhändler Carl Wilhelm Stahlschmidt, Maria Catharina geb. Schulte im Bette liegend an.

Dieselbe ist dem unterzeichneten Richter von Person bekannt. Eine mit ihr angestellte Unterredung ergab, dass sie sich im Besitze ihrer geistigen Fähigkeiten befand und vollkommen verfügungsfähig war.

Sie erklärte:
Es ist mein ernster, freier und wohlüberlegter Wille, meine letzwilligen Anordnungen zu treffen und hat mein Schwiegersohn, Anstreicher Wilhelm Carl Wengenroth, heute in meinem mündlichen Auftrag bei Gericht den Antrag auf Abordnung einer Deputation in meine Wohnung beantragt, um vor derselben meinen letzten Willen zu Protokoll erklären zu können. Indem ich diesen Antrag genehmige, bitte ich jetzt um Aufnahme des Testaments.

Ich habe nur in einer Ehe mit dem verstorbenen Kohlenhändler Carl Wilhelm Stahlschmidt gelebt, aus welcher Ehe nur noch ein Kind, die Ehefrau Klaucke, Lousie Wilhelmine geb. Stahlschmidt hierselbst lebt. Eine zweite Tochter, Namens Auguste, welche mit dem Anstreicher Wilhelm Carl Wengenroth verheiratet war, ist gestorben und zwar mit Hinterlassung von zwei Kindern, nämlich
a. Friedrich Wilhelm Wengenroth
b. Paul Wengenroth
von denen letzteres auch mit dem Tode abgegangen ist. Mit meinem verstorbenen Ehemann habe ich unter dem 30. Juni 1884 ein wechselseitiges Testament errichtet und bin in meiner letztwilligen Verfügung durch nichts gehindert.

Mein letzter Wille ist folgender:

§1
Zu meinem Universalerben ernenne ich hierdurch meinen Enkel Friedrich Wilhelm Wengenroth, Sohn des Anstreichers Carl Wilhelm Wengenroth hierselbst.

§2
Mein Universalerbe soll verpflichtet sein, meine Tochter Louise Wilhelmine, Ehefrau Schuhmacher Klaucke hierselbst, sechs Monate nach meinem Tode als Abfindung vom väterlichen und mütterlichen Vermögen die Summe von 900 M, geschrieben Neunhundert Mark, zu zahlen.

§3
Dasjenige Kind, resp. Kindeskind, welches mit diesen meinen Anordnungen etwa nicht zufrieden sein möchte, setze ich auf den gesetzlichen Pflichttheil ein, welcher nur durch Taxe und nicht durch Zwangsverkauf vermittelt werden soll. Hierbei bemerke ich, dass sich die Ehefrau Klaucke die erhaltene Aussteuer im Werthe von 210 M., geschrieben Zweihundert und zehn Mark, auf den Pflichttheil in Anrechnung bringen lassen soll. Ein Weiteres habe ich nicht zu bestimmen.

Vorstehendes Protokoll ist der Wittwe Carl Wilhelm Stahlschmidt, Maria Catharina geborene Schulte durch den Richter langsam und  deutlich vorgelesen, von ihr in allen Punkten genehmigt und wie folgt unterschrieben.
Wittwe Stahlschmidt
geb. Schulte

Geschehen wie oben
gez. Hiddemann
Amtsrichter
gez. Schaik
Aktuar
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Vorstehende Abschrift des Testamentes erhalten Sie auf Ihren Antrag vom 30.
September 1902
beglaubigt Grünemann (?),  Secretair
An
Herrn Fr. Wilh.
Wengenroth
hier

Ich bedanke mich herzlich bei Horst Hassel (siehe auch das Plettenberg Lexikon unter Links) und Familie Ihne-Wengenroth in Plettenberg , die diese Veröffentlichung ermöglicht haben.