Augustes Tagebuch

Dieses 25 Seiten umfassende Tagebuch gehört Auguste Wengenroth, geb. Stahlschmidt. Sie kommt als viertes Kind ihrer aus Plettenberg gebürtigen Eltern Karl Wilhelm Stahlschmidt (*29.03.1804) und Maria Catharina Schulte (*05.01.1808) am 17.3.1842 in Sieperting zur Welt, wo der Vater Platzmeister und Schmied auf dem Siepertinger Hammer ist und später sein Auskommen als Kohlenhändler in Plettenberg bestreitet.

Auguste bekommt den gelernten Maler Wilhelm Wengenroth zum Ehemann. Ihr  ältester, am 7.1.1877 in Plettenberg geborener Sohn Friedrich Wilhem gründet das Fotoatelier Wengenroth im “Haus zur Sonne” in Plettenberg.

AugusteStahlschmidttagebuch

Hier einige Auszüge aus dem Buch:

“Habe nicht wie alle Welt geweint.

Nur Tränen lindern Schmerzen. Wohl dem der mit dem Auge weint, ich weine mit
dem Herzen. Weil trocken bleibt mein Angesicht, mich viele ruhig wähnen; Die
Glücklichen!

Sie kennen nicht das Weh der trockenen Tränen.

Geduld, die seeligste der Tugenden, ist nicht umsonst. Du kriegst sie nie
durch dulden, auch nicht auf einmal, wie ein anderes Gut; Allmählich wird
sie dein durch Stillesein und Fragen Lieben, hoffen und verzeihn. Der gute
Wunsch nur kann geduldig sein.

Wer die Kraft und Mittel besitzt, sich aus den Täuschungen des Lebens in ein
Asyl zu retten wo der gütige Geist den schwachen verwaisten Herzen
Gesellschaft leistet und beide vereint nur noch als Zuschauer auf die
verlassene Bühne blicken, der darf seine Erfahrungen als einen Schatz
betrachten, mit dessen Zinsen sich für den Rest des Tages gut haushalten
lässt.

Der Leidende musste noch einmal das volle Herz dem lieben Vater dort oben ausschütten.

Sei ruhig mein Herz! Sei ruhig und heiter wie die Natur in ihrer Schöne.
Herr, der du mir den Morgen und Mittag meines Lebens ertragen halfs, laß den
Abend desselben, der sich mit geschwinden Schritten nahet, laß ihn schöner
als den Tag sein.

Ein Mensch sein heißt: ein Kämpfer sein

Goethe

Rufe nicht vergangenen Tage
Nicht vergangenes Glück zurück
Leb die Gegenwart und klage
Doch nicht um verlor’nes Glück

Elise Polka
15ten Mai 1870

Es ist bestimmt in Gottes Rath.
Mein Herz ist stille zu Gott der mir hilft
Wie ist so schön ein Auge dass So lang geweint. Wenn endlich auf die Tränen
des Lebens Sonne scheint.

16ten März 1871

Ein warmes Herz hat aufgehört für mich zu schlagen.

Ich weiß, an wen ich glaube!

17ten März 1871

Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn, er wird’s wohl machen!
Bleibe fromm und halte dich recht, denn solchen wird’s zuletzt wohl gehen.

Herr, lehre mich nach deinem Wohlgefallen, denn du bist mein Gott. Dein
guter Geist führe mich.

An meinen so früh heimgegangenen Bruder Carl zu seinem Geburtstage am 3ten
July

Dein Andenken bleibt mir immer und werth, denn du warst hienieden schon ein
Engel und wirst es nun mehr dort oben im Himmel vollkommener sein.

Zum Geburtstage meines  Carl, der am 11. Februar 1869 in ein besseres Leben
abberufen ist.”

Augustes Anfang Juli 1846 in Sieperting geborener, jüngster Bruder Carl Wilhelm stirbt am 11.2.1868 in Plettenberg.

Ich bedanke mich herzlich bei Horst Hassel in Plettenberg (siehe auch das Plettenberg Lexikon unter Links), der diese Veröffentlichung ermöglicht hat.