Plettenberger

Der Hof Huxholl/Hucksholl in Plettenberg-Himmelmert  im Sauerland ist meine Geburtsstätte (neues Gebäude). Hier (altes Gebäude) verbringt Jung Stilling eine leidensvolle Zeit als Hauslehrer bei Jost Henrich Stahlschmidt, einem Nachfahren des Siegerländer Stahlschmiede-Geschlechtes, das im Deutschen Geschlechterbuch, Band 139, behandelt wird. Ich bin eine Urururenkelin eines der “Peiniger” von Jung Stilling, nämlich des damals 10jährigen Johannes, der Jost Henrichs ältester Sohn und Erbe von Huxholl ist.

Jost Henrich greift nicht, wie im Büchlein “Ein Schneidergesell aus Grund” von A.E. Jung erwähnt, zum Wanderstab, sondern gemäss Artikel “Ein Plettenberger Hammerbau-Konzessionsantrag aus dem Jahre 1750″, zieht schon sein Vater Johannes Peter Stahlschmidt, dessen Frau Anna Maria Grah am 23.4.1716 in Ferndorf verstorben ist, im Jahre 1720 mit einem Teil seiner Kinder nach Plettenberg. Anna Maria ist die Tochter des ehrsamen Gerichts- und Bergschöffen des Amtes Hilchenbach, Jost Grah (Jöstgen Grahe), der laut Totenbucheintrag am 26.09.1709 in dem Erlöser selig entschlafen ist, nachdem er 77 Jahr in diesem mühseligen Jammertal zugebracht hat, und unter einer zahlreichen Versammlung in Müsen begraben wird.

Das Geschlecht Grah muss schon vor 1566 in Müsen gelebt haben, denn in der Reichs- und Türkensteuerschatzung vom 12. August 1566 steht: Meckell deß Grahen seligen Dochter
Ihr Heusgen steht uff Kesselln Hansens Guth 8 fl
Wiesen 10 fl
Feldt 4 fl
Garten 10 fl
2 Khue 8 fl
Bleibt armuthshalber bey 10 ß

Muesen

Anna Marias Schwester Margaretha heiratet den Müsener Schulmeister und Kirchenältesten Martin Dörr, dessen Nachfahre Johannes (*12.11.1724) Schuldiener in Plettenberg wird. Folgender Eintrag ist im Müsener Totenbuch zu finden:

“Am 29.12.1750 stirbt der ehrsame und achtbare Johannes Dörr, als welcher an verschiedenen Orten Schul gehalten und dass mit Ruhm, bis dass er endlich nach Plettenberg ordentlich zu einem Schuldiener berufen worden, allwo die dasige Gemeinde ihn lieb und wert gehabt, allein seine Eltern wegen Schwachheit seines Leibes ihn nach Haus geholt und er endlich nach vieler ausgestandenen Krankheit die Welt gesegnet und ward den 1. Jan 1751 unter einer zahlreichen Versammlung zur Erden bestattet.”

An der reformierten Schule zu Plettenberg folgt auf Jakob Zahn aus Flirich (1726 – 1747) Joh. Dorr (1748-1750), dann dessen Bruder Johann Adam Dorr1. Johann Adam Dörr (*09.02.1733) stirbt ledig am 31.08.1756, als er Schuldiener in Allenbach, Kirchspiel Hilchenbach, ist. An dieser Stelle sei erwähnt, dass handkehrum ein gebürtiger Plettenberger, nämlich Hans Henrich Edelgast, Sohn des Matthias Edelgast, bereits 1636 als Schuldiener, 1646, 1649, 1659, 1660 als Schulmeister in Krombach tätig ist.

Anna Christina Dörr, verheiratete Schlooss, eine Cousine von Johannes und Johann Adam Dörr ist die erste Ehefrau des Vaters von Anna Margarethe Schmidt, einer Schwester des 1755 in den Himmelmerter Hof Stockstücker einheiratenden Johannes Schmidt (siehe auch das Kapitel “Jung-Stilling”). Die jüngste Schwester der beiden Dörr-Brüder, Anna Margaretha, (*26.02.1741), heiratet am 07.03.1766 in Plettenberg den Tuchmacher Christoph Jacob de Brah und wird am 01.03.1792 Schwiegermutter von Jost Henrichs Enkelin Maria Elisabeth Stahlschmidt. Bereits im Jahr 1613 gibt es eine “Krombacher Dörr-Heirat” mit einem gebürtigen Plettenberger, und zwar ehelicht am 2. Sonntag nach Trinitatis (13.06.) des Jahres 1613 der Witwer Lambert Hustadt, von Plettenberg, Müller in Krombach, Margret, Tochter des verstorbenen Johann Dörr von Littfeld (siehe nachfolgenden Kirchenbucheintrag). Das Paar lässt am 26.10.1614 in Krombach eine Tochter Cattarin taufen.

Hustadt

Ein Grund für den Umzug von Anna Maria Grahs hinterlassenem Ehemann Johann Peter Stahlschmidt von Ferndorf nach Plettenberg mögen die Tatsachen sein, dass erstens eines der ältesten Gewerbe in der Kirchgemeinde Plettenberg die Osemund- und Stahlbereitung ist, dass zweitens die Herstellung des Osemunds aus Siegerländer Roheisen erfolgt und dass drittens die damit Beschäftigten sowie die aus dem Nassauischen Zugezogenen  militärfrei sind2. Möglicherweise hat Johann Peter im vorwiegend lutherischen Plettenberg aber auch eine “gute Partie gemacht” und in der lutherischen Gemeinde eine Mutter für seine minderjährigen Kinder gefunden.  Nur Johannes Peters ältester Sohn Johannes, *7.2.1692, bleibt mit seiner 1723 geheirateten Frau Agnes Catharina Irle und den Kindern aus dieser Verbindung, zurück. Dies erklärt auch, warum die Sterbeeinträge von Jost Henrichs Schwestern Anna Margarethe, *22.1.1699 in Ferndorf, +16.3.1778 als Witwe Koch,  und Johanna Margarethe, *31.10.1713 in Ferndorf, +15.2.1780, im Kirchenbuch der reformierten Gemeinde Plettenberg zu finden sind. Ein weiterer Kirchenbucheintrag (siehe unten) belegt, dass Johanna Margarethe 1752 einen unehelichen Johann Peter zur Welt bringt. Am 10.05.1759 zeigt Hanna Stahlschmidt an, dass sie kränklich sei und mit ihren Händen nichts verdienen könne, jedoch mit ihrem unmündigen Kind leben müsse. Das Einwohnergeld von 22 1/2 Stbr. könne sie daher nicht mehr zahlen. Sie wird von der Zahlung entbunden3. Ein Eintrag von Johann Peter Stahlschmidts Tod ist bisher nicht gefunden worden, aber bei der Heirat des Sohnes Wilhelm im Oktober 1730 in Siegen ist Johann Peter verstorben. Meine Vermutung ist, dass Johann Peter Stahlschmidt in das Wernecke-Gut in Holthausen eingeheiratet hat, das gemäss Katasterplan (siehe Kapitel Johann Georg) neben dem Klumpe-Hof lag, der 1823 im Zusammenhang mit dem Konkurs von Johann Peters Urenkeln erwähnt wird. Auf dem Wernecke-Gut lebt bis zum seinem Tod im Jahr 1799 der zwischen 1720 und 1730 geborene Diedrich Wilhelm Stahlschmidt, genannt Wernecke, verheiratet mit A. M. Sybilla NN!

Johann_Peter

Agnes Stahlschmidt, die älteste Tochter von Johann Peter und Anna Maria Grah heiratet Johann Jost Geisweid aus Kredenbach, und drei der Söhne dieses Ehepaares, nämlich Wilhelm, Johannes Henrich und Johann Henrich lassen sich in Plettenberg bzw. der Immecke nieder, wobei Wilhelm und Johann Henrich Frauen aus dem Krombacher Kirchspiel ehelichen.

In Plettenberg heiratet (luth.) am 9.1.1818 auch die Ferndorferin Anna Margarethe Stahlschmidt (*17.12.1794 Ferndorf – +23.12.1871 Plettenberg), Tochter von Wilhelmus Stahlschmidt und Maria Elisabeth Fick, und zwar Wilhelm Caspar Schöttler, dessen Name im Ferndorfer Kirchenbuch Schedler geschrieben wird, als er 1840 Pate bei der Geburt seines Neffen Wilhelm Stahlschmidt, Sohn des Hermann Stahlschmidt und der Agnesa Giebeler in Ferndorf, ist.

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Nur knapp drei Monate danach, nämlich am 2.4.1818 ehelicht der Plettenberger Strumpfweber Peter Heinrich Adel Maria Catharina Curth aus Osthelden im Ferndorfer Kirchspiel. Später finden weitere Ferndorfer Stahlschmidt-Frauen ihren Ehemann in Plettenberg, wie Henriette, die 1857 Peter Friedrich Brockhaus aus Kückelheim und Alwine,  die im selben Jahr Peter Diedrich Hammerschmidt aus der Stadt ehelicht. Maria Elisabeth Amalie Stähler, deren Vater zum Zeitpunkt ihrer Heirat im Jahr 1854 Gastwirt und Postexpeditor in Kreuztal ist, bekommt den Himmelmerter Schmiedemeister Friedrich Christian Theodor Gester zum Ehemann. Diese Liste liesse sich noch beliebig fortführen.

Ein weiterer Ferndorfer Taufbuch-Eintrag von 1672 mit einer Plettenberger Gevatterin ist der folgende:

Aude-Lise

Demnach ist Otto-Liese, ein schöner alter Name ähnlich wie Godeliebe oder Ottilie, die Tochter von Hans Jacob Anthoni aus Plettenberg märkischen Landes, Gevatterin der Anna Maria Hase. Hans-Jacob Anthoni ist von 1633 – 1636 Schultheiss in Ernsdorf im Ferndorfer Kirchspiel und anschliessend Ratsverwandter (Stadtrat) in Plettenberg. Er heiratet 1633 in Ferndorf Anna Maria Häuser, Tochter des Ferndorfer Pfarrers Matthias Häuser. Dem Ehepaar wird am 4.1.1637 in Siegen Tochter (Anna) Catharina geboren, deren Gevatterin Catharina, Herrn Hermann Heusers/Häusers Hausfrau von Plettenberg ist (sic!). Bei dieser Tochter handelt es sich höchstwahrscheinlich um die spätere Plettenberger Ehefrau des Peter Knoche und Grossmutter der Theresia Weiss, die den im Kapitel “Johann Georg” aufgeführten und in Ferndorf geborenen Sohn von Johann Peter Stahlschmidt und Ehefrau Anna Maria Grah zum Ehemann bekommt. Wie dem Hilchenbacher Kirchenbuch entnommen werden kann,  ist Anna Margaretha, Hans Jacob Anthonis Tochter von Plettenberg am 30.04.1648 Gevatterin der Anna Margaretha Limper, Tochter von Hans Jacob Limper und Ehefrau Sophia Eicheler. Bei dem genannten Elternpaar handelt es sich um meine Urgrosseltern in 7. Generation, weil ihre Ururenkelin Anna Margarethe Neus den Himmelmerter Johannes Stahlschmidt heiratet und mit ihm für Nachkommen sorgt.

Auf Jost Henrichs Grossvater Johannes Stahlschmidt, den Begründer des Ferndorfer Stahlschmidt-Stammes, geht das nachfolgende Kapitel über die Ferndorfer Stahlschmidts noch ein.

 

Fussnoten
  1. P.D. Frommann, Aus der Geschichte der Gemeinden Plettenberg, Ohle und Herscheid nach vielen Quellen []
  2. P. von Gebhardt, Geschichte der Familie Brockhaus aus Unna in Westfalen []
  3. H. Hassel, Plettenberg-Lexikon []