Ganz in der Nähe der grossen Brücher Pingen (Grube Brüche im Müsener Revier), in einem Fichtenaltholz direkt am alten Kammweg, liegt auf einem Nebentrum des Brücher Erzausbisses der verfallene Schacht “Haselhahn” im gleichnamigen Grubenfeld, unmittelbar daneben der Einsturztrichter eines zweiten Schachtes. Der erstere stammt vermutlich aus dem 18. Jahrhundert und wurde irgendwann, wie dies damals üblich war, mit einer Holzbühne abgedeckt, zugeschüttet und nicht mehr beachtet.
Es ist überliefert, dass August Stahlschmidt (*25.4.1834), Sohn des Schreiners Friedrich Stahlschmidt (“Siemes”) aus Ferndorf, damit begonnen hatte, einen neuen Schacht unmittelbar neben dem Haselhahn abzuteufen, um dessen Erzgang, ein “Nebentrum” des Brücher Ganges, zu erreichen. Als er am Abend des 26.7.1897 bereits unterhalb der morschen Holzbühne des Haselhahns arbeitete, gab dessen Seitenwand nach, Stahlschmidt stürzte in den tieferen Nachbarschacht, wurde unter den einbrechenden Felsmassen begraben und konnte nicht mehr geborgen werden.
Seinem Vater scheinen die näheren Umstände nicht bekannt gewesen zu sein, denn er schreibt in seiner Anzeige an das Königliche Oberbergamt in Bonn vom 4.9.1897, der Sohn sei lediglich über die marode Abdeckung des Haselhahns gegangen:
“Die ursprüngliche Holzverzimmerung, durch die Länge der Zeit morsch und vermodert, mit dem Verschüttungsmaterial keinerlei Stütze der Oberfläche des Schachtes darbietend, senkte sich nach der Tiefe, es entstand zwischen ersterer und der Decklage des Schachtes ein hohler Raum als offenes Grab, der beim Betreten, sei es durch Mensch oder Thier, in die grausige Tiefe stürzte und stürzen musste….. dieser Schacht, in mangelhafter Holzzimmerung vor Jahren zusammengestürzt, wurde seinerzeit im Auftrage der Grubenverwaltung in höchst leichtfertiger Weise verschüttet. Die schwache Holzzimmerung, im Schachtraum gesperrt, im Laufe der Zeit vermodert, dürfte mit der Schuttmasse….. sich zur Fallgrube lebensgefährlich umgestaltet (haben), ohne dass die Grubenverwaltung…… eine Ahnung davon gehabt haben dürfte.”
Dass der in Bergbaudingen erfahrene Sohn trotz des erkennbar gefährlichen Zustandes über den Haselhahn ging, ist nicht anzunehmen. Wirkliche Ursache könnte eine geologische Schwächezone zwischen beiden Schächten gewesen sein, die unter Stahlschmidts Arbeiten nachgab1.
An dieser Stelle herzlichen Dank an Dietmar Stahlschmidt für die zur Verfügung gestellten Unterlagen. Dietmar hat auch das nachfolgende Foto im Jahr 2006 vom Siemes Loch aufgenommen, das auf ca. 537 m über NN liegt und seit nunmehr 109 Jahren August Stahlschmidts Grab ist.
Fussnoten
- Mathias Döring, Eisen und Silber – Wasser und Wald, Gruben, Hütten und Hammerwerke im Bergbaurevier Müsen [↩]