Jost Henrichs 1701 geborener Bruder Johann Georg ist der erwähnte Hammerbau-Konzessionsantragsteller, der sich zunächst in Plettenberg-Holthausen/Holzhausen niederlässt, wo sein Vater, wie vorerwähnt, möglicherweise erneut heiratet. Gemäss “Der Märker” Jg. 1 1952 S. 258, 1734 “gewinnt er das Amt” bzw. erhält die Erlaubnis zum Handeln mit Schmiedewaren und wird 1748 als Beigeordneter oder Scheffe und 1749 als Richtmann (Gilde- und Zunftmeister) erwähnt. Mit seiner im Jahre 1726 geheirateten Plettenberger Frau Therese Weiss (~1.03.1697), deren Eltern Diakon Johann Georg Weiss und Anna Catharina Knoche sich am 20.02.1693 in Plettenberg vermählt haben, zieht Johann Georg zwei Söhne und drei Töchter gross. Als Therese am 24.9.1780 an Altersschwäche stirbt, ist sie 36 Jahre im Ehestand gewesen und hat 30 Enkel gesehen.
Johann Georgs Sohn Hermann Heinrich baut 1802 zusammen mit seinen Söhnen einen Rohstahlhammer mit zwei Feuern an der Salvey zu Sieperting, Gemeinde Eslohe, im katholischen Hochsauerland, der noch von seinen Urenkeln bewirtschaftet wird1. Als Hermann Heinrichs Sohn Johann Caspar im Jahr 1772 geboren wird, wohnt Hermann Heinrich gemäss Voerder Kirchenbuch auf dem Hasper Hammer [Hagen-Haspe]. Bei der Taufe am 8.7.1772 ist der junge Johann Caspar Harkort IV, dessen Sohn Friedrich später als “Vater des Ruhrgebietes” bezeichnet wird, unter Johann Caspars Paten. Gemäss nachfolgendem Link (http://www.route-industriekultur.de/themenrouten/09-industriekultur-an-volme-und-ennepe/haus-harkorten.html) fungiert die Familie Harkort über Generationen als Vermittler zwischen der märkischen Eisenindustrie und deren Abnehmern und ist durch vielfältige familiäre Verflechtungen mit den führenden bürgerlichen Familien der Region verbunden. So ist es sicherlich kein Zufall, dass Hermann Heinrichs Cousin Wilhelm Stahlschmidt, Sohn von Jost Henrich, 1774 nach Hagen-Dahl heiratet, wo er als Reidemeister und Rohstahlschmied auf dem dortigen Kluse Hammer tätig ist und sein Cousin Johannes Stahlschmidt, mein Vorfahr, Reidemeister in Plettenberg-Himmelmert 1785 auf Geschäftsreise in Schwelm stirbt (siehe auch Kapitel “Jost Henrich”).
Sophia, die älteste, unverheiratete Tochter aus Johann Georgs und Thereses Ehe leiht ihrem Bruder Hermann Heinrich am 20. 2. 1801 135 Reichsthaler alt Geld, wofür jährlich 6 Reichsthaler Zinsen zu zahlen sind, die bei ihrem Tod am 15. 11. 1815 aber noch zu berechnen sind. Sophia stirbt in Plettenberg im Hause Nr. 63 (siehe Häuserbuch), das ihr Vater Johann Georg (Jürgen) einst erwirbt und das anschliessend an seinen jüngsten Sohn Peter Caspar und danach an dessen Schwiegersohn Johannes Christian Gerhardt übergeht.
Sophias oben erwähnter Bruder Hermann Heinrich heiratet Anna Margarethe Elisabeth Hape aus Neuenrade, mit der er acht Kinder hat. Anna Margarethe ist die Tochter einer Schwester ihrer Schwiegermutter Therese, nämlich der Anna Catharina Weiss, die am 18. Juli 1717 Johannes Hape aus Neuenrade zum Ehemann bekommt, der 1705 als Tuchmacher-Lehrjunge bei Meister Caspar Eringhausen im Plettenberger Zunftbuch aufgeführt wird. Im Zusammenhang mit der Familie Eiringhausen ist die Heirat des Johann Friedrich Eiringhausen, Sohn des “Wüllenwebers” Johann Peter Eiringhausen aus Plettenberg, mit der Müsener Pastorentochter Anna Elisabeth Winter zu erwähnen, die am 13.05.1749 in Müsen proclamiert und am 20.05.1749 in Plettenberg vollzogen wird.
Johann Georg Stahlschmidts Tochter Agnes Catharina Elisabeth heiratet am 10.8.1752 den Osemundschmied Peter Wilhelm Mühlhoff, wohnhaft im Mühlhof, Kirchspiel Werdohl, und ihre zwei Jahre jüngere Schwester Maria Catharina wird die Ehefrau von Johannes Solbach aus Geisweid. Die Solbach Söhne gehen gemäss Sophias im Jahre 1804 aufgesetzten Testamentes zusammen mit Direktor Voss um 1780 als Rohstahlschmiede nach Schlesien, und bei der Eröffnung des erwähnten Testaments (siehe Transkription) im Jahre 1815 wissen die Verwandten nicht, was aus ihnen geworden ist.
Bei der Geburt von Luise Wilhelmine Ottilde Stahlschmidt im Jahr 1833 wird Arnold Ferdinand Voss in Schlesien als Taufzeuge angegeben. In Wirtschafts- und Technikgeschichte Preussens, Seite 207, von Wilhelm Treue aus dem Jahr 1984, heisst es, dass zu den Personen, die das schlesische Berg- und Hüttenwesen weiterentwickelten auch der Stapeldirektor Voss aus Plettenberg gehörte, der noch von Friedrich II angeworben, mit einigen Stahlschmieden nach Schlesien zog, in Wengern an der Malapane nahe Oppeln, wo es Holz, Roheisen und Wasserkraft gab, eine Fabrik für Sensen, Feilen, Äxten und andere Eisen- und Stahlwaren gründete, die weithin anregend wirkte und die Reduzierung des Imports gestattete. Dieser Stapeldirektor Voss heisst mit Vornamen Arnold Henrich und heiratet am 05.10.1782 in Plettenberg Maria Elisabeth Wolff, die einzige Tochter des Sensenfabrikanten Peter Rüdiger Wolff und seiner Ehefrau Catharina Elisabeth Boeley.
Der vorerwähnte Peter Caspar Stahlschmidt heiratet Maria Catharina Steffens, zeugt sieben Kinder mir ihr und stirbt am 12. 2. 1801 in Plettenberg-Lettmecke. Seine älteste Tochter Sophia Christina ehelicht am 02.03.1806 den 15 Jahre jüngeren, gebürtigen Müsener Zimmermann Johannes Jüngst in Radevormwald, der sich fälschlicherweise gemäss DGB am 24.03.1825 in Müsen als Schäfer das Leben nimmt, und seine jüngste Tochter Maria Catharina Elisabeth (*19.12.1779) am 08.09.1803 Peter Diederich Wolf (*28.01.1774, +08.01.1836) aus der bekannten Plettenberger Sensenfabrikantenfamilie Wolf. Peter Diederichs Vorfahr Peter Wolf erhält zusammen mit Peter Dell im Jahre 1656 vom Grossen Kurfürsten die erbetene Genehmigung zur Anlegung je eines grossen Sensenhammers am Elsebache{{1}}. Als Maria Catharina am 09.04.1843 stirbt, heisst es im Plettenberger Totenbuch, dass die Witwe Wolf auf dem Hammer hierselbst morgens um vier Uhr an Schwindsucht stirbt, einen Arzt gebraucht hat und vier Kinder hinterlässt, eins minderjährig. Maria Catharinas Sohn Heinrich Wilhelm Wolf (*25.08.1813) nimmt am 25.01.1835 seine Kusine dritten Grades Sophia Lisetta Stahlschmidt (*30.04.1814), Enkelin des Himmelmerter Jost Henrich Stahlschmidt, zur Ehefrau.
Von Thereses erwähnten 30 Enkeln heiraten die beiden Brüder Stephan Heinrich und Hermann Heinrich die Pulvermacher Schwestern Anna Maria Magdalena und Catharina Elisabeth aus Lieberhausen. Enkel Christoph Wilhelm, Bürger, Consistorial und Stahlfabrikant ehelicht Maria Elisabeth Fick aus Geisweid, die am 20.7.1785 geborene Tochter des Johann Philip Fick und seiner Ehefrau Elisabeth Utsch, eine Nichte der Maria Elisabeth Fick, verheiratet mit Wilhelm Stahlschmidt in Ferndorf.
Im Jahr 1823 heisst es im Zusammenhang mit dem Klumpen Gut in der Holthauser Bauerschaft, Kirchspiel Plettenberg, dass die Brüder Stephan (Heinrich), (Christoph) Wilhelm und Hermann (Heinrich) Stahlschmidt Konkurs gehen.2. Nachdem der 20jährige Hermann Heinrich in Letmathe von einem herabstürzenden Felsstück getroffen wird, führt die Stadt Plettenberg mit dem Letmather Bürger Engels einen Schriftverkehr wegen Vergütung der Pflegekosten. Dieses Zeitzeugnis, das mir Horst Hassel mit Genehmigung von Martin Zimmer dankenswerterweise zur Verfügung gestellt hat, gibt einen interessanten Einblick in die damalige “Unfallversicherung”.
Von Christoph Wilhelms sieben Kindern nimmt Tochter Catharina Margaretha den katholischen Geometer Franz Xaver Hundertmark, Sohn des Försters Josef Hundertmark und seiner Ehefrau Elisabeth Schweins in Bad Wünnenberg-Fürstenberg zum Ehemann. Die 1782 geborene Elisabeth Schweins ist eine Schwester des Mathematikers und Hochschullehrers Franz Ferdinand Schweins (siehe auch Franz Ferdinand Schweins sowie eine von mir unvollständig erstellte, auf Sekundärquellen (ancestry, family search) und Primärquellen (Kirchenbücher) beruhende Nachfahren-Liste Schweins). Dem Ehepaar Hundertmark/Stahlschmidt werden sieben Kinder geboren, von denen Elisabeth, die älteste, mit Franz Kniebe, Lehrer in Rohde bei Olpe, vermählt wird. Die zweitälteste Tochter Wilhelmine Fernandine bekommt 1874 den gebürtigen Halveraner Eisenwarenfabrikant und Witwer Theodor Wagner zum Ehemann. Das drittgeborene Kind, ein Sohn namens Karl Maria Josef Hundertmark tritt beruflich in die Stapfen seines Vaters und wird Geometer. Er arbeitet und heiratet in Olsberg die dort am 2.10.1847 geborene Theresia Ditz, Tochter des Olsbergers Henrich Ditz und dessen aus Niedersorpe stammender Ehefrau Maria Catharina Müller.
Franz Xaver Hundertmarks jüngerer Bruder, der um 1823 geborene August Josef Hundertmark ist ebenfalls Geometer von Beruf und heiratet am 22.2.1859 in Attendorn die 1834 in Windhausen geborene Wilhelmine Fernandine Kaufmann, Tochter des dortigen Lehrers Henrich Kaufmann und seiner Ehefrau Maria Anna Schnütgen. Maria Anna Schnütgen stammt aus der bekannten und wohl auch begüterten Attendorner Schnütgen-Familie, deren Nachfahren das Hotel/Restaurant Schnütgenhof (https://www.schnuetgenhof.de/) oberhalb der Biggetalsperre betreiben (der Original-Schnütgenhof musste dem Bau der Talsperre weichen). Im Jahr 1841 wird Maria Annas Bruder Josef Schnütgen zusammen mit seinem Schwager Henrich Kaufmann als Besitzer des Himmelmerter Rohstahlhammers auf dem Stockstücke genannt (vgl. http://www.plettenberg-lexikon.de/haeuserbuch/himmelmert/urkataster.htm), der zwanzig Jahre zuvor teilweise im Besitz meines Ururgrossvaters Wilhelm Stahlschmidt-ist (vgl. Kapitel http://www.stahlschmidt.ch/wp/genealogie-3/plettenberger/villa-hammerschmidt-bonn/) .
Christoph Wilhelm Stahlschmidts Sohn Peter Wilhelm (*27.08.1814) heiratet Wilhelmina Heimbeck aus dem Kirchspiel Lüdenscheid, deren Vater Caspar Heinrich aus dem Kirchspiel Gevelsberg stammt und 1806 zur Heide in der Winkhauser Bauerschaft des Kirchspiels Lüdenscheid wohnt.In 1. Ehe heiratet er 15.8.1806 Anna Maria Wortmann vom Freigut Buckesfeld in der Lüdenscheider Feldmark (das einzige Freigut in diesem die Stadt etwa ringförmig umgebenden Gebiet und städtischer Rechtsraum), wohnt einige Zeit zu Buckesfeld und ist seit 1822 als Eigner zu Schierey (Winkhauser Bauerschaft) nachweisbar (+ 19.11.1853 Schierey, 73 Jahre alt)3
Die älteste Tochter aus der Ehe Stahlschmidt/Fick, nämlich Maria Henrietta Philippina (*07.04.1806) heiratet 1832 mit Carl Albert Sondermann in das bekannte Elberfelder Geschlecht ein. Carl Albert kauft die “Burg” in Gummersbach, ein altes Herrenhaus in der Altstadt, das als Residenz der Vögte von Gummersbach erbaut worden ist, die über einen langen Zeitraum von der Familie Pollmann gestellt werden (siehe auch Wikipedia-Artikel). So steht auf dem Türbalken der Burg der Wahlspruch des ersten Vogts der Familie: Inhabitamus ut emigremus! = Wir haben keine bleibende Stätte auf Erden. Die ältesten Träger des Namens Pollmann waren Reidemeister, befassten sich also mit der Erzgewinnung, und bei dieser Tätigkeit entstanden Schürfgruben, für die die Bezeichnung “Pohl” geläufig gewesen sein mag. Das Wappen am Haus passt zu dieser Erklärung, denn es zeigt einen Baum, darum einen Kreis – Pohl – , daneben einen stehenden Mann, der einen in den Kreis getauchten Stecken in der Hand hält. Auf dem Grabstein des Hausbesitzers Johann Wilhelm Pollmann in der Kirche zu Müllenbach ist der Mann mit dem Unterkörper im “Pohl” stehend dargestellt4. Zur Geburt von Henriette Sondermann, der zweiten Tochter von Maria Henrietta Philippina im Jahre 1841, die später ihren Vetter Friedrich Wilhelm Sondermann heiratet, verfasst ein Mitglied der Familie
Baltes das folgende Gedicht:
In habitamus ut emigremus
Die Weisheit spricht: Wir ziehen ein,
um bald hinaus zu ziehn,
und Klugheit richtet früh sich ein
Zum Abschied sonder Mühen
Doch Glaube weiß: wir haben dort
Ein Haus von Gott gebauet,
Da bleiben wir sichern Ort
Dir Hier auf Gott vertrauet!
Johannes Pollmann baute einst
Ein Haus aus festem Stein;
Das Du den Abschied nicht beweinst
Schrieb er darauf das Eine:
Denk nicht es sei für immer hier
Dein Bleiben ungestöret
Was heute mir kommt morgen Dir
Wer weiß, wem’s bald gehöret!
Und lange habte Vögte drin
Pollmänner viel gewohnet
Bis auch der letzte war dahin
Der Tod ihn nicht verschonet
Da that die „Pforte“ wieder auf
Die Flügel alle beide,
Carl Sondermann begann den Kauf
Zu seiner Kinder Freude!!
Segne Gott ihm Treu und Fleiß
Und lass ihn lange wohnen
Und möge nach der Arbeit Schweiß
Das ewige Haus ihm lohnen.
Dies wünsch ich ihm und seinem Kind
Dem Sondermannes „Jettchen“
Und dass es Glückes Segen find
Und sei ein braves Mädchen!
Und kriege einst ob drin ob draus
Das was sein Herz begehret!
Und dass es dann auch unser Haus
Und sein Gedächtnis ehret!!
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Philippine Stahlschmidt, verh. Sondermann, ist im Familiengrab Sondermann in Gummersbach beigesetzt. Der Gummersbacher Bürgerverein hat ein Informationsschild aufgestellt, auf dem Philippines Schwiegervater als erster Pionier der Gummersbacher Textilindustrie bezeichnet wird.
Hier eine Pfeife, auf deren Rückseite der Hersteller “Carl Sondermann – Gummersbach” eingraviert ist.
Vielen Dank an Christoph, den Urururenkel von Henriette und Friedrich Wilhelm Sondermann, für die zur Verfügung gestellten Daten. Hier ist der Link zu Christophs Website, unter dem das vorerwähnte Ehepaar Sondermann/Stahlschmidt ausführlich behandelt wird.
Fussnoten- F. A. A. Eversmann, Übersicht der Eisen- und Stahlerzeugung auf Wasserwerken in den Ländern zwischen Lahn und Lippe, Dortmund 1804 [↩]
- P.D. Frommann, Von der Hünenburg auf dem Sundern bei Ohle und ländlichen Siedlungen in ihrer Umgebung [↩]
- T. Hostert, Die Güter des Kirchspiels Lüdenscheid und ihre Bewohner, Band 9, Winkhauser Bauerschaft, Teil 4, Auszug: Heimbeck, Schierey* [↩]
- P. von Gebhardt, Geschichte der Familie Brockhaus aus Unna in Westfalen [↩]